Spitting Diamonds
Der Entstehungsprozess von Diamanten spielt sich im Verborgenen ab, viele Kilometer unter der Erdkruste. Die hochkomplexe Masse wird erst durch vulkanische Eruptionen an die Erdmanteloberfläche geschleudert und für Verwerter*innen und Diamantenliebhaber*innen sichtbar.Künstlerische Arbeitsprozesse vollziehen sich zunächst ebenfalls im Verborgenen, um dann blitzartig oder in gemächlichen Etappen ans Licht der Öffentlichkeit zu gelangen. Doch bis dahin sind die Werke vielen transformativen Gestaltungsschritten unterworfen, die sich im stummen Dialog mit Form, Farbe, Bild-Reservoirs, Kunstgeschichte und Alltagsleben schließlich als verdichtete Gemengelage aus bildnerischen Ereignissen und Motiven entfalten.
SPITTING DIAMONDS zeigt künstlerische Positionen die von einer starken Faszination für Malerei angetrieben sind und in komplexen Bezugsregistern stehen.
Daniel Bonaudo-Ewinger, Okka-Esther Hungerbühler, Aneta Kajzer und Marta Vovk nehmen die Malerei freilich nicht als gegeben hin. Sie loten immer wieder neu aus, wie Malerei heutzutage möglich ist zwischen Internet, Flachbildschirmen, Handys.
SPITTING DIAMONDS spannt ein dichtes Zusammenspiel, in dem in dem sich zwischen den malerischen Polen der Abstraktion, Abbildung und Fiktion, der Detailtreue und Unbändigkeit, der Subversion und Anordnung unterschiedlichste, sich gegenseitig infizierende Denkräume und Erfahrungen breitmachen können: Daniel Bonaudo-Ewingers malerischer Prozess geprägt durch die dezidierte Auseinandersetzung mit konkreten gesellschafts-politischen Themen, etwa das Konzept sozialer Praxisformen des Soziologen Pierre Bourdieu. Bonaudo-Ewingers malerische Herangehensweise ist zugleich intuitiv und offen. Dabei setzt er mit kleinem Pinsel unzählige, fast schon reliefhafte Spuren auf Leinwand, die mit stetem Blick auf das Bildganze ein vibrierendes Innenleben entfalten.
Okka-Esther Hungerbühler macht in ihren Werken Erzählungen auf, die freilich nie ganz aufgehen und stets durch Risse, Aufkleber, abstrakte Einsprengsel oder bildinterne Gegenerzählungen unterbrochen werden.
Aneta Kajzers Bildfindungen entstehen meist in Bezug auf das eigene Körpermaß und ohne konkrete Zielvorstellungen. Die Gemälde entstehen durch viele malerische Gesten, bis sich in der hoch verdichteten Oberfläche illusionistische Versatzstücke und Figurationen herausschälen.
Marta Vovk bedient sich Schriftzügen, Logos, Werbeslogans und Piktogrammen aus dem Stadtraum und lenkt die einstige repräsentative Effizienz des dieser Bildsprachen um. Ihre Arbeiten entwickeln im Prozess der Bildfindung eine starke physische Präsenz, die dem digitalen, warenbezogenen Charakter des Ausgangsmaterials entgegensteht.
SPITTING DIAMONDS umfasst malerische Positionen, die sich nicht vor vermeintlichen Konkurrenztechniken scheuen, sondern immer wieder neu ausloten wie Malerei möglich ist zwischen Internet, Flachbildschirmen und Handys. Somit sprechen die Arbeiten nicht nur in der Ausstellung miteinander, sie stehen auch im Austausch mit unzähligen Bildererzeugungsverfahren und ebenso unzähligen anderen Bildern.